Ein Wildunfall ist die große Furcht der deutschen Autofahrer. Wenn das Wildtier plötzlich und unvermittelt auf die Fahrbahn tritt, gibt es kaum noch eine Chance, den Aufprall zu vermeiden. Nicht selten versuchen die Autofahrer auszuweichen – mit fatalen Folgen! Ein Schlenker in den Gegenverkehr oder den Baum am Straßenrand hat zumindest für die Insassen schlimmere Auswirkungen als ein Zusammenprall mit dem Wildtier. Das richtige Verhalten kann in der Notsituation über Leben und Tod entscheiden. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich schon einmal Gedanken über das richtige Verhalten zu machen, bevor es soweit ist. Wie lässt sich der Unfall mit dem Wildtier möglicherweise verhindern? Und falls es doch zum Zusammenstoß kommt: Was ist überhaupt zu tun? Wir verraten, wie Autofahrer reagieren sollten, wenn es zu einem Verkehrsunfall mit Wildtieren kommt, und was Sie über die Schadensabwicklung mit der Versicherung wissen müssen.

 Wildtier - Gefahr für Wildunfall

Was gilt überhaupt als Wildunfall – und was nicht?

Der Zusammenprall mit einem wilden Tier muss nicht zwingend einen Wildunfall darstellen. Die deutsche Gesetzgebung unterscheidet zwischen wildlebenden Tieren und Wildtieren, wobei in diesem Fall auch eine Differenzierung zwischen Haarwild und Federwild vorgenommen wird. Zu den Wildunfällen gehören ausschließlich Zusammenstöße mit dem Haarwild, dazu zählen beispielsweise Rehe, Hirsche und Wildschweine, aber auch Hasen, Füchse oder Marder. Sogar Fischotter und Seehunde sind ein Teil der Haarwild-Familie, allerdings ist die Gefahr von Wildunfällen in diesem Fall sehr gering. Bei den meisten Unfällen mit Wildtieren sind Rehe und Wildschweine beteiligt. Vorfälle, bei denen Klein- und Nutztiere, wie Igel und Vögel, aber auch Katzen oder Hunde beteiligt sind, gehören nicht zu den klassischen Wildunfällen. Das gilt, obwohl es sich um wildlebende Tiere, aber eben nicht um Haarwild, handelt.

 

Was ist bei einem Unfall mit Wildtieren zu tun?

Wildunfälle sind zunächst wie ein klassischer Verkehrsunfall zu behandeln. Das heißt, dass die Eigensicherung immer Vorrang hat. Beim Autounfall Sie sollten die Warnblinker einschalten und die Unfallstelle sowie ein beschädigtes Auto mit einem Warndreieck absichern. Erst danach müssen Sie die Polizei verständigen und alle wichtigen Informationen, wie Unfallort und Geschehen, schildern. Erwähnen Sie dabei auch, dass es sich um einen Unfall mit einem Wildtier handelt. Denn in diesem Fall muss der zuständige Jäger informiert werden. In der Regel übernimmt die Polizei die Benachrichtigung für Sie. Wichtig: Halten Sie Abstand zu dem verletzten Tier und fassen Sie es niemals an! Das ist aus mehreren Gründen sehr wichtig. Zum einen können die wilden Tiere auch Krankheiten, wie Tollwut, übertragen. Zum anderen kämpfen die verletzten Wildtiere möglicherweise ums Überleben oder sind zumindest verängstigt, was sie besonders aggressiv macht. Warnen Sie auch andere Autofahrer, den Respektabstand zu wahren. Wenn die Polizei am Unfallort eingetroffen ist, müssen Sie sich unbedingt einen Wildunfall bestätigen lassen. Bitten Sie die Polizei darum, die auffälligen Spuren des Wildunfalls, beispielsweise Blutspuren oder Haarreste, im Unfallbericht zu erwähnen. Ein kaputtes Auto allein ist noch kein Beleg für einen Wildtierunfall mit Wildschaden. Zudem kann Ihnen der herbeigerufene Jäger eine Unfallbescheinigung ausstellen, damit Sie gegenüber der Versicherung einen Wildschaden geltend machen können. Im Zweifel sind auch Fotos vom Auto mit Wildschaden sowie die Aussagen von Zeugen hilfreich, wenn es doch einmal zu einem Prozess kommen sollte. Sofern Sie keinen Abschleppdienst benötigen, fahren Sie auch nicht gleich in die Waschanlage, sondern versuchen Sie die Spuren möglichst lange zu erhalten. Im Idealfall können Sie auch nach einigen Tagen noch einen Unfall mit dem Wildtier nachweisen.

 

Wie oft kommt es in Deutschland zu Wildunfällen?

Unfälle mit Wildtieren sind in Deutschland keine Seltenheit. Mehr als 250.000 Vorfälle werden jedes Jahr verzeichnet, das entspricht etwa 750 Unfällen pro Tag. Allein 200.000 Zwischenfälle sind auf Zusammenstöße mit Rehwild zurückzuführen, gefolgt vom Schwarzwild (ca. 25.000 Unfälle) und dem Damwild (ca. 4.000 Unfälle). Die Tendenz der Unfälle ist steigend. Jährlich werden rund 2.500 Menschen dabei verletzt und der durchschnittliche Wildschaden liegt bei circa 2.700 Euro. Für die Versicherungen entsteht dabei ein Gesamtschaden von 744 Millionen Euro. Kein Wunder also, dass viele Versicherungen versuchen, die Zahlungen zu verweigern. Eine ordentliche Dokumentation der Unfälle ist daher besonders wichtig.

 

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Wann ist das Risiko eines Wildunfalls besonders hoch?

Das Risiko für einen Unfall mit Wildtieren ist zu bestimmten Jahreszeiten sowie in speziellen Gegenden besonders hoch. Landstraßen, die an einsamen Wiesen, Feldern und Wäldern vorbeiführen, sind besonders gefährdet. Diese Regionen sind meist mit der entsprechenden Ausschilderung versehen, damit auch fremde Autofahrer über das Risiko informiert sind. In der Morgen- sowie Abenddämmerung sind die Wildtiere besonders aktiv, zu diesen Tageszeiten passieren die meisten Unfälle mit Wildtieren. Während der Brunftzeiten, also der Paarungszeit, sind die Tiere viel unterwegs und nicht mehr so scheu. Dabei überqueren sie auch viel befahrene Straßen. Da die Brunftzeit bei allen Tieren unterschiedlich ist, lässt sich ein allgemeiner Zeitraum nicht festlegen. Rehwild ist jedoch besonders oft von Kollisionen mit Auto betroffen. Die Paarungszeit dieser Tiere beginnt im Juli und endet im Oktober. Der April gilt zudem als risikoreicher Monat, da sich die Tiere in dieser Zeit auf Futtersuche befinden. In der dunklen Jahreszeit häufen sich die Zwischenfälle mit dem Haarwild ohnehin. Im Oktober, wenn die Suche nach einem Winterquartier beginnt, steigt die Zahl der Unfälle ebenfalls.

 

Wie lassen sich Wildunfälle vermeiden?

Autofahrer sollten vor allem in der risikoreichen Jahreszeit sowie in der Dämmerung und in der Nähe von Wäldern vorsichtig sein. Eine angepasste Geschwindigkeit, eine erhöhte Bremsbereitschaft sowie ein wachsames Auge können einen Unfall mit einem Wildtier verhindern. Besonders im Winter, wenn die Straßen rutschig sind und sich der Bremsweg verlängert, sollte die Geschwindigkeit reduziert werden. Ein erhöhter Abstand zum Vordermann ist wichtig, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. Wenn das Wildtier unvermittelt auf die Fahrbahn tritt, muss der Autofahrer blitzschnell reagieren und stark auf die Bremse treten. Keinesfalls sollte das Lenkrad verrissen und ein Ausweichmanöver probiert werden. Ein Zusammenstoß mit dem Gegenverkehr oder einem Baum am Straßenrand kann fatale Folgen haben. Stattdessen muss der Autofahrer das Lenkrad gerade halten, auch wenn im Zweifel das Leben des Wildtieres auf der Kippe steht. Die Gesundheit der Insassen geht vor. Ein Auto mit Wildschaden wäre in diesem Fall das kleinere Übel.

 

Was passiert bei einem Auffahrunfall durch Wildtiere?

Bei einem Auffahrunfall trägt in der Regel immer der auffahrende Autofahrer die Schuld, da er nicht genügend Sicherheitsabstand gehalten hat, um den Unfall zu vermeiden. Sollten Sie für ein großes Wildtier bremsen und der Hintermann fährt auf, zahlt meist die Versicherung des Schuldigen. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Für ein Kleintier, wie einen Hasen oder einen Igel, sollte nicht gebremst werden. Die Schäden an Ihrem Fahrzeug würden gering ausfallen, gleichzeitig steigt jedoch das unnötige Risiko von Auffahrunfällen. Und dann können Sie unter Umständen eine Teilschuld tragen und auf Ihren Kosten sitzenbleiben. Autofahrer sind in der Pflicht, ihren Teil zur Verkehrssicherheit beizutragen und müssen daher auch auf den nachfolgenden Verkehr achten. Ein Kleintier rechtfertigt die Vollbremsung sowie den daraus entstandenen Auffahrunfall nicht. Im Zweifel wird ein Unfallgutachten erstellt, um den Vorgang aufzuklären.

 

Wie verhält man sich bei Wildtieren auf der Straße?

Wenn Sie ein Wildtier am Straßenrand entdecken, dann sollten Sie schnell handeln. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit auf ein Minimum, ohne dabei stark abzubremsen und einen Auffahrunfall durch den Hintermann zu riskieren. Am besten nehmen Sie lediglich den Fuß vom Gas und lassen das Fahrzeug rollen, bleiben dabei aber jederzeit bremsbereit. Schalten Sie das Fernlicht ab und versuchen Sie das Tier nicht zu blenden. Das grelle Licht kann die Tiere irritieren und die Orientierung stören, was erst recht dazu führt, dass sie auf die Straße laufen. Stattdessen kann die Hupe genutzt werden, um das Wildtier von der Fahrbahn oder dem Straßenrand zu verjagen. Nicht vergessen: Wildtiere sind Rudeltiere. Wenn irgendwo ein Wildtier auftaucht, sind weitere Tiere in der Regel nicht weit weg. Auch, wenn sich das einzelne Tier wieder verzogen hat, sollten Sie nicht mit Vollgas und hoher Geschwindigkeit weiterfahren. Das Risiko eines Unfalls ist noch nicht verringert. Wenn ein Tier die Straße kreuzt, dann folgen in der Regel noch weitere Artgenossen. Darauf sollten Sie sich einstellen.

 

Was bezahlt die Versicherung?

Die Schäden, die durch einen Unfall mit Wildtieren entstehen, werden von der Kaskoversicherung übernommen. Die Haftpflichtversicherung zahlt in diesem Fall nicht. Damit die Schadensregulierung durch die Kaskoversicherung übernommen wird, ist die Bescheinigung des Jägers notwendig. Zudem kann es hilfreich sein, den Unfall durch Fotos vom Auto mit Wildschaden oder Zeugenaussagen zu belegen. Viele Versicherungen lassen sich eine Hintertür offen, um sich vor der Zahlung des Schadens zu drücken. Ein genauer Blick in die Unterlagen kann hilfreich sein, um die Tricks der Versicherer zu kennen. Nicht selten muss beispielsweise die Polizei vor Ort gewesen sein, um die Kostenübernahme zu beantragen. Außerdem müssen Sie die Selbstbeteiligung aus eigener Tasche zahlen. Zudem werden in der Regel nur Schäden übernommen, die durch einen Zusammenprall mit Haarwild entstanden sind. Läuft Ihnen eine Katze vor das Auto, dann zahlt die Versicherung nicht. In diesem Fall sollten Sie den Besitzer ausfindig machen, dessen Haftpflichtversicherung für den Schaden aufkommen muss. Bei kleineren Schäden ist ein Kostenvoranschlag der Werkstatt ausreichend. Beschädigungen, die beispielsweise an Straßenschildern oder Leitplanken entstehen, werden von der Kfz Haftpflichtversicherung übernommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Schäden durch den Unfall mit dem Wildtier oder durch ein Ausweichmanöver entstanden sind.

 

Was passiert bei Schäden durch ein Ausweichmanöver?

Experten raten von einem Ausweichmanöver ab. Nicht nur, dass das Risiko von Verletzungen oder schweren Unfällen mit Todesfolge steigt. Auch die Schadensabwicklung mit der Versicherung wird dadurch oft zum Problem. Denn der Autofahrer liegt in der Beweispflicht. Er muss also nachweisen, dass er einem großen Wildtier ausgewichen ist und der Unfall darauf zurückzuführen ist. Das gestaltet sich erfahrungsgemäß schwierig. Im besten Fall haben Zeugen den Unfall beobachtet, beispielsweise der nachfolgende Autofahrer oder nahestehende Fußgänger. Der Einsatz einer Dashcam, die den Vorfall möglicherweise aufgezeichnet hat, ist umstritten. Oft wird ein Gutachter eingeschaltet, der ein ausführliches Unfallgutachten erstellt. Hier wird auch erwähnt, ob Uhrzeit, Jahreszeit und Unfallgegend für ein Ausweichmanöver aufgrund eines Wildtieres sprechen oder nicht. Liegt ein Totalschaden vor, ist der Restwert zu berücksichtigen. Bei einem entsprechenden Unfall wird außerdem geprüft, ob der Wildschaden im Falle eines Zusammenstoßes mit dem Wildtier geringer ausgefallen wäre als der entstandene Schaden durch das Ausweichmanöver. Ist das der Fall, bleibt der Fahrer ebenfalls auf seinen Kosten sitzen.

 

Wann müssen die Kosten selbst getragen werden?

Die Kosten für einen Unfall mit einem Wildtier müssen selbst übernommen werden, sofern der Zusammenprall nicht mit einem Haarwild erfolgte. Kann der Unfall nicht nachgewiesen werden, wird die Versicherung eine Zahlung ebenfalls verweigern. Das Gleiche gilt, wenn der Unfall selbst verschuldet ist. Eine erhöhte Geschwindigkeit sowie eine grob fahrlässige Fahrweise befreien die Teilkaskoversicherung von ihrer Zahlungspflicht. Allerdings liegt die Beweispflicht bei der Versicherung. Besser ist es, wenn Sie über eine Vollkaskoversicherung verfügen. Diese übernimmt die Schäden auch bei eigenem Verschulden.

 

Welche Strafen sind bei einem Unfall mit Wildtieren möglich?

Bei Unfällen mit Wildtieren gilt in den meisten Bundesländern eine Meldepflicht. Sie sind demnach verpflichtet, die Polizei oder den zuständigen Jäger zu informieren. Wird diese Pflicht ignoriert, droht ein Bußgeld in Höhe von 5.000 Euro. Widerspruch zwecklos. Das Auto mit Wildschaden verrät, dass Sie der Schuldige sind. Zudem machen Sie sich eines weiteren Vergehens schuldig, nämlich dem Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Ein Wildtier wird im deutschen Gesetz als Sache behandelt, sodass keine Fahrerflucht im klassischen Sinne entsteht. Da die Wildtiere keinen Besitzer haben, kann es auch keine Sachbeschädigung geben. Allerdings sind Sie verpflichtet, sich um das verletzte Tier zu kümmern, andernfalls ist eine Anzeige wegen Tierquälerei denkbar. In diesem Fall sind Gelstrafen bis zu 50.000 Euro möglich. Außerdem sollten Sie das Tier niemals mitnehmen. Das zählt als Wilderei und hat ebenfalls hohe Strafen zur Folge. Am besten melden Sie jeden Unfall mit Wildtieren der Polizei. Das spart nicht nur unnötige Strafen, sondern erleichtert auch die Schadensregulierung mit der Versicherung.

 

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